Cartoons von Katharina Grossmann-Hensel: Interview zu ihrem neuen Buch “LEBEN, etc.”

Die preisgekrönte Illustratorin Katharina Grossmann-Hensel im Gespräch über ihre witzigen, feministischen und einzigartigen Cartoons, die zum Lachen und Nachdenken anregen.

Frau Grossmann-Hensel, Ihre Cartoons aus “LEBEN, etc.” sind den Leserinnen und Lesern der Brigitte gut bekannt. Was hat Sie dazu bewogen, diese Sammlung nun als Buch herauszubringen?
Statt einer Zeichnung alle zwei Wochen, wollte ich endlich ein ganzes Buch voll davon. Außerdem konnte ich so noch lauter neue Arbeiten hinzufügen. Ich wollte endlich ein Buch, das ich gut verschenken kann.

In Ihren Cartoons greifen Sie oft Themen wie Beziehungen, Familie und gesellschaftliche Fragen auf. Woher nehmen Sie die Inspiration für diese vielfältigen Themen?
Ich muss eigentlich nur aufstehen und durch meinen Tag laufen. Manchmal beobachte ich die anderen, manchmal beobachte ich mich. So individuell wir sind, so ähnlich sind wir uns auch. Und bieten in unserem Bemühen mit uns und dem modernen Leben zurecht zu kommen pausenlos Anlass zum Lachen. Vom Beziehungsstreit bis zum
Onlinebanking-Tan-Verfahren.

Ihr Humor ist oft charmant, aber auch ironisch. Wie wichtig ist es für Sie, mit Humor auf die Herausforderungen des Lebens zu reagieren?
Was wäre denn die Alternative, außer endloses Leiden? Mit Humor schaffe ich Distanz und nehme eine neue Perspektive ein. Etwas Bedrohliches wird bezwingbar. Ein Cartoon über meine Nachtsorgen nimmt ihnen ihre Macht. Humor ist keine Stimmung, sondern eine Weltanschauung wie Wittgenstein gesagt hat. Ein Witz über meine Eifersucht
holt sie ans Licht. Ich kann sie liebevoll betrachten und integrieren. Naja, immer öfter.

Ihre Cartoons sind “Balsam für die Seele”, eine Umarmung auf Papier.
Ildiko von Kürthy

In Ihrem Buch gibt es ein warmes und liebevolles Vorwort der renommierten Autorin Ildiko von Kürthy, die beschreibt, wie Ihre Cartoons “Balsam für die Seele”, eine Umarmung auf Papier – sind. Wie sehen Sie selbst Ihre Arbeit und die Wirkung, die sie auf die Leserinnen und Leser hat?
Ich habe mich wahnsinnig über Ildikos Vorwort gefreut. Als ich es zum ersten Mal gelesen habe, fühlte ich mich wie im Abendkleid bei der Dankesrede für mein Lebenswerk. Mir wurde richtig heiß und ich dachte, wenn das Buch so anfängt, kann ich es niemanden schenken. Es berührt mich sehr, dass sie meine Arbeit so sieht und ich kann nur hoffen, dass sie recht hat. Aber da fehlt mir dann wiederum die Distanz, um das selbst richtig beurteilen
zu können.

In Ihren Cartoons begegnen wir Figuren, die oft ihre Schwächen mit einem Augenzwinkern tragen. Wie wichtig ist es Ihnen, diese menschlichen Schwächen darzustellen?
Total wichtig. Nicht, um sie bloßzustellen, sondern um zu zeigen, dass wir sie miteinander teilen, dass sie uns sympathisch und menschlich machen. Perfektion ist zwar in Mode, aber sie zieht mich überhaupt nicht an. Ich finde Perfektion ist Stillstand, Langeweile, der Tod. Unsere Schwächen sind so liebenswert und lustig, die brauchen eine Bühne!

Ihre Cartoons wirken wie Momentaufnahmen des modernen Lebens. Inwieweit spiegeln sie Ihre eigenen Erfahrungen wider?
Ich vergesse regelmäßig eins meiner hunderttausend Passwörter. Ich hasse Telefonwarteschleifen. Ich habe eine Teenagertochter, Hormonschwankungen und schlaflose Nächte. Ich nenne das Ende eines Telefonladekabels „Nupsi“ und suche ständig das richtige. Das Buch ist natürlich reine FIKTION und bietet keinerlei Rückschlüsse auf meine Person.

Zum Abschluss: Was möchten Sie den Leserinnen und Lesern mit “Leben, etc.” mit auf den Weg geben?
Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie es scheint. Es ist halt das Leben. ETC. Und falls doch, bist Du nicht allein. Vielleicht guckt man sich das Buch mit seiner Freundin an oder drückt es ihr gleich in die Hand. Guck mal, das sind doch wir!