
Am 28. Juli ist der internationale Welttag des Pilgerns! Pilger gehen auf alten Spuren, die Motivation der Menschen, die pilgern, ist aber heutzutage oftmals recht modern: Neben den religiösen Aspekten ist Pilgern für viele auch ein Reset von Körper und Geist und die beste Burn-Out-Prophylaxe. Und: Pilgern kann jeder, sagt Herbert Hirschler und verrät seine besten Pilgertipps! Kein Wunder also, dass Pilgern ungebrochen im Trend ist!
Pilgerexperte Herbert Hirschler erzählt in seinem neuen Buch amüsant, aber auch sehr privat von seiner vielfältigen Reise durch unberührte Natur, von der Algarve aus über die Rota Vincentina und dem Pilgerpfad am Tejo entlang, vorbei an Lissabon bis er in Fatima (einem der bekanntesten Marienwallfahrtsorte Europas) sein Ende findet.
Tipp 1) Vertraue in dich selbst: Du schaffst es!
Wer Pilgern möchte, muss kein Marathonläufer sein, es zählt in erster Linie das Durchhaltevermögen! Wer bereits vom Pilgervirus befallen ist, sich aber dieses Abenteuer selbst nicht zutraut, dem kann ich nur raten: Tu’s einfach! Es gibt viele Wege, auf denen auch kürzeren Tagesetappen möglich sind. Und – ein kleiner Pilgertipp zum „Schummeln“: da Spanien und Portgugal zivilisierte Länder sind, gibt es dort auch Taxiunternehmer, die müde Pilger gerne zur nächsten Herberge bringen. Und vielleicht am nächsten Tag auch wieder zurück …
Tipp 2) Such dir einen Pilgerweg, der zu dir passt
Pilgerwege findet man in ganz Europa, die Jakobswege haben alle ein Ziel: Santiago de Compostela in Nordwestspanien. Es gibt Caminos, wie die Jakobswege auf Spanisch heißen, die am Meer entlangführen (Camino del Norte, portugiesischer Küstenweg), durch das Landesinnere (Camino Frances, Via de la Plata) oder über die Berge (Primitivo). Es ist also für jeden Geschmack etwas dabei. Anfängern würde ich die 10 bis 14-Tage lange Tour von Porto nach Santiago de Compostela empfehlen – entweder die Küstenvariante oder durch das Landesinnere. Hier hat kann man das Pilgerfeeling so richtig spüren und die Ankunft in Santiago wird ewig in Erinnerung bleiben.
Tipp 3) Vorbereitung und Training für das Pilgern
Wer ab und zu mal Wandern geht und es schafft, an die 20 km in einem Stück zu marschieren, der sollte auch auf einem längeren Pilgerweg keine Probleme haben. Einige Leser haben mir geschrieben, dass sie erst durch meine Bücher den Mut gefunden haben, auch selbst einen Pilgerweg zu versuchen, denn wenn es ein etwas schwergewichtiger Schlagertexter schafft, dann werden sie das wohl auch zuwege bringen. Und sie haben recht!
Tipp 4) Rucksack und Wanderstöcke beim Pilgern
Eine ungeschriebene Pilgerregel besagt, dass ein Rucksack nicht mehr als 10 % vom Körpergewicht wiegen soll. Eine ebenso ungeschriebene Hirschi-Regel besagt, dass man, wenn man sich vor dem Start einfach ein paar Kilo zusätzlich hinauffuttert, auch mehr mitnehmen kann. Das ist ein Pilgertipp der humorigen Art 😉 – im Ernst – ein Rucksack sollte in einem Fachgeschäft auf die jeweilige Körpergröße angepasst werden und einen breiten Hüftgurt besitzen, denn dann wird das Gewicht gleichmäßig auf Schultern und Hüften verteilt. Ich kann von meinen Pilgerschaften berichten, dass ich nach drei, vier Tagen meinen Rucksack nicht mehr spüre. Packlisten gibt es jede Menge im Internet. Wanderstöcke gehören zu meiner Standardausrüstung, sie geben Halt bei unebenen Bodenbeschaffungen und sind bergauf, aber auch bergab eine großartige Hilfe.



Tipp 5) Wanderschuhe, Socken, Blasenvermeidung beim Pilgern
Auch Wanderschuhe sollte man am besten im Fachgeschäft kaufen – 2 Nummern größer als normal, weil die Füße beim Gehen anschwellen. Bezüglich Blasenvermeidung – schon Wochen vor dem Start und auch während der Wanderung schmiere ich meine Füße mit Tonnen von Hirschtalg ein, damit die Haut an den Fersen und Zehen geschmeidig wird. Ein alter Trick von Wanderern ist auch, die Socken nicht zu oft zu waschen, weil die Reinigungsmittel die lädierte Haut angreifen können. Ich habe mittlerweile wissenschaftlich bewiesen, dass die Socken nach 3 Tagen sowieso das Stinkmaximum erreicht haben – ärger wird es dann nicht mehr.
Tipp 6) Endlich am Pilgerweg
Es heißt oft, der Weg gibt dir, was du brauchst. Irgendwie stimmt das auch, wenn du erst mal unterwegs bist, läuft das Leben in anderen Bahnen. Ich denke, dass ich für viele Pilger sprechen kann: die ersten Tage hat man Schmerzen an Körperteilen, von denen man nicht gewusst hat, dass man sie überhaupt hat. Aber mit jedem weiteren Tag werden die Bänder und Gelenke geschmiert, die Schmerzen werden weniger, und irgendwann fliegt man förmlich durch die Gegend. Bitte vor dem Start einer Etappe unbedingt prüfen, ob es Einkehr- oder Einkaufsmöglichkeiten gibt. Dementsprechend muss man die Verpflegung planen. Ganz wichtig ist, dass man genug Flüssigkeit dabei hat. Ich hatte auf manchen Strecken einen höheren Verbrauch als ein Mittelklasse-SUV – natürlich an Wasser …
Tipp 7) Yeah! Angekommen! Was nun? Des Pilgers Ziel
Wer nach wochenlangem Pilgern endlich sein langerträumtes Ziel erreicht, kann zu Recht stolz auf sich sein. Bei mir fließen jedes Mal hemmungslos die Tränen aus den Augen, egal ob vor der Kathedrale von Santiago de Compostela oder vor der Basilika von Fatima. Das Gefühl von Demut, Glück und Dankbarkeit teilt man beim Erreichen des Zieles mit hunderten anderen Pilgern, viele liegen sich in den Armen, alle Nationen sind da versammelt, es werden Erlebnisse ausgetauscht und mittags oder am Abend geht man dann gemeinsam in die Pilgermesse. Davor war man eventuell schon im Pilgerbüro, um sich seine Urkunde, die Compostela, zu holen. Diese erhält man, wenn man mit Stempeln in seinem Pilgerpass nachweisen kann, dass man zumindest die letzten 100 km zu Fuß zurückgelegt hat. Den Pilgerpass bestellt man am besten vor Antritt der Reise im Internet, die Stempeln erhält man in Herbergen, Kirchen, Gemeindeämtern, …
Ja, und irgendwann geht es wieder zurück nach Hause. Aber der Weg ist dann meist noch nicht zu Ende. Die Erlebnisse und Eindrücke einer Pilgerschaft wirken lange nach. Wenn man nur einen kleinen Anteil der Gelassenheit und des Gottvertrauens, das man am Weg gespürt hat, mit in den Alltag nehmen kann, dann hat sich dieses Abenteuer doppelt gelohnt. In diesem Sinne:
BUEN CAMINO!



Eine Pilgerschaft ist ein Geschenk, für Körper und Seele gleichermaßen. Obwohl es etwas abgedroschen wirkt – es ist eine Reise in sein Innerstes. Man muss sich mit sich selbst beschäftigen, hat nichts anderes zu tun, als zu wandern und sich auf das einzulassen, was einem der Weg zeigt. Ohne die Hetzerei des Lebens, ohne Hast und Eile, ohne überfüllten Terminkalender, aber mit übervollem Herzen und einem Dauerlächeln auf der Seele.“
Herbert Hirschler
Noch viel mehr rund im das Thema Pilgern und weitere Tipps finden Sie unter www.hirschler.at
Rota Vicentina – historischer Weg
Caminho de Fatima – Tejo-Weg nach Fatima (Jakobsweg)
Rota Vicentina – Fischerweg

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Himmel, Herrgott, Fatima. Der schönste Pilgerweg Portugals€ 22,00
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Einfache Wahrheiten auf den Punkt gebracht. Nach drei Caminhos freue ich mich auf die Lektüre der eben angekommenen Bücher von Herbert. Nachbereitung des gelaufenen und Vorbereitung des nächsten Caminhos. Bom Caminho / Buen Camino / Ultreia et suseia