
Autor Herbert Hirschler über den ganz besonderes Charme österreichischer Krimis, wie er das Dorfleben mit einem Augenzwinkern schildert und über Probleme, am eigenen Familienleben teilzunehmen, weil man in Gedanken in der Welt seines Romans lebt…
Ihr erster Krimi! Was hat Sie dazu inspiriert, nach Ihren Jakobswegbüchern jetzt ein mörderisches Abenteuer zu schreiben?
Ich liebe es, Geschichten zu erzählen, die Menschen mitzureißen – sei es beim Pilgern oder jetzt im Krimi. In kleinen Orten gibt es oft skurrile Charaktere, überraschende Wendungen und eine Menge schrägen Humor. Das hat mich gereizt! Außerdem: Wo sonst wäre ein Lottogewinn so gefährlich wie in einem Dorf, in dem jeder jeden kennt?
Ihre Ermittlerin Marie Unterholzer kehrt in ihre Heimat zurück – ist das auch ein bisschen autobiografisch?
In gewisser Weise schon – wenn ich mal länger unterwegs bin, z.B. auf meinen Jakobswegen, dann kann ich es oft gar nicht mehr erwarten, zurückzukommen in meinen Heimatort, der nur ein paar hundert Einwohner hat. Da fühle ich mich zuhause, habe Wald und Wiesen vor der Haustür und freie Sicht auf den Schneeberg. Ich kann mir nicht vorstellen, wo anders zu leben. Und wer das Dorfleben kennt, weiß: Hier gibt es nicht nur Idylle, sondern auch jede Menge Klatsch, Geheimnisse und richtige Originale. Marie ist eine, die zwischen der „großen Welt“, die sie in der Stadt kennengelernt hat, und den Eigenheiten ihrer Heimat navigieren muss – und das sorgt für reichlich Konflikte und Humor.
In Her mit der Marie gibt es einige sehr schräge Figuren. Haben Sie eine Lieblingsfigur?
Schwer zu sagen! Marie mag ich natürlich sehr, aber auch zu ihren Mitstreitern – der exzentrische Künstlergattin Janine und dem Computer-Nerd Tobi – habe ich eine besondere Beziehung aufgebaut. Sie ergänzen sich wunderbar, und ihr Zusammenspiel sorgt für viele unerwartete und komische Momente. Aber auch der Woodoo-Fredl, oder das kauzige Pärchen Tante Resi und Onkel Kurti, und noch einige andere echte Originale – sie alle sind mir beim Schreiben richtiggehend ans Herz gewachsen.
Was macht in Ihren Augen einen guten Krimi aus?
Spannung, die einen fesselt, Figuren, die einen überraschen, und Humor, der einen durch die Geschichte trägt. Ich wollte nicht nur ein klassisches „Whodunit“, sondern auch etwas zum Schmunzeln. Wenn die Leser miträtseln, mitlachen und sich mitten in Marienschlag fühlen, dann habe ich alles richtig gemacht.
Ihr Krimi spielt in Österreich – wie wichtig war es Ihnen, die regionale Atmosphäre einzufangen?
Sehr wichtig! Österreichische Krimis haben ihren ganz eigenen Charme. Die Sprache, die Mentalität, der trockene Humor – das macht die Geschichte einzigartig und authentisch. Ich wollte diese Atmosphäre so einfangen, dass man als Leser das Gefühl hat, mitten in diesem Dorf zu stehen und selbst Teil der Ermittlungen zu sein.
Lottogewinn und Mord – steckt da eine Botschaft dahinter?
Es gibt ein altes Sprichwort: „Die Gier is a Hund“. Da ist etwas Wahres dran. Sagen wir mal so: Geld verändert Menschen. Plötzlich will jeder ein Stück vom Kuchen, und aus guten Nachbarn können auch Feinde werden. Sei es wegen Grenzstreitigkeiten, Wirtshaustratschereien – oder vielleicht auch wegen eines Lottogewinns. Sehr oft gibt es aber auch ein Happy End und man versteht sich wieder, wenn man am Stammtisch ein paar Bierchen miteinander trinkt. Im Krimi erzähle ich das Dorfleben mit einem Augenzwinkern, aber ein Körnchen Wahrheit steckt schon drin.
Sie haben als Musiktexter mehrere hundert Titel geschrieben. Was ist schwieriger zu schreiben, einen Songtext oder einen Krimi?
Es gibt Texte, die habe ich in fünf Minuten runtergeschrieben – und dann arbeite ich wieder tagelang an einem Song. Ich muss zugeben, ich habe nicht mehr diese Unbekümmertheit wie vor fast dreißig Jahren, als ich meine ersten Texte einfach so hingepfriemelt habe und davon überzeugt war, dass sie mir super gelungen waren. Heute bin ich viel selbstkritischer. Generell gilt – im Vergleich zu einem Buch ist ein Song schnell geschrieben. Und man bekommt meist relativ schnell eine Rückmeldung, wie er gelungen ist. Sei es von den Interpreten selbst, oder von den Produzenten und Komponisten. An einem Buch arbeitet man Monate, wenn nicht Jahre. Und wenn man Pech hat, findet man keinen Verlag und die viele Arbeit verschwindet einfach in der Rundablage. Das ist das Risiko dabei. Aber es gibt auch so viele schöne Moment, wenn man am Schreiben ist. Man taucht ein in eine völlig andere Welt, in ein neues Leben, identifiziert sich mit seinen Protagonisten, weiß wie sie denken und fühlen – und hat manchmal Probleme, am eigenen Familienleben teilzunehmen, weil man in Gedanken in der Welt seines Romans lebt und darüber nachdenkt, wie denn die Geschichte weitergehen könnte.
Wird es weitere Fälle für Marie Unterholzer geben?
Wenn es nach mir geht: Auf jeden Fall! Ich könnte sie ja auf einen Jakobsweg schicken und dort über ein paar tote Pilger stolpern lassen. Marie fühlt sich aber auch auf der Bühne wohl, so eine tote Schlagzeugerin in der Base-Drum könnte auch ganz spannend werden. Marie und ihr Team haben noch viel Potenzial für neue, verrückte Kriminalfälle. Ich hoffe, die Leser sehen das genauso – dann heißt es bald: „Mehr von der Marie!“
Viele erfolgreiche Krimis werden verfilmt. Wen würden Sie sich als Schauspielerin für die Marie wünschen?
Da muss ich überlegen. Verena Altenberger vielleicht? Die würde vom Typ sehr gut als Marie passen, sie kann alles spielen, von ernst bis überdreht – und singen kann sie auch. Sie wäre eine Idealbesetzung …
Wir danken für das Gespräch!
Der neue Krimi von Herbert Hirschler ist ab 27. Februar erhältlich!