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Interview mit Peter Ahorner über sein neues Buch „Wien und der Tod“: Über den Wiener Zugang & Umgang mit dem Abgang

Erfolgsautor Peter Ahorner über die charmanteste Art dem Unvermeidlichen ins Auge zu blicken, über »Sarg-Probeliegen« und warum in Wien Sparsamkeit auch im Tod noch großgeschrieben wurde…

Herr Ahorner, Ihr neues Buch „Wien und der Tod“ beschäftigt sich mit der morbiden Seite Wiens. Was hat Sie dazu inspiriert, dieses Thema aufzugreifen?
Wien hat schon immer eine besondere Beziehung zum Tod. Der Wiener Zentralfriedhof ist ja fast eine Pilgerstätte – nicht nur für die Verstorbenen. Der Tod wird hier mit einer Art gelassenem Humor betrachtet, der in Wien einzigartig ist. Diese morbide Faszination, die Wiener Gemütlichkeit selbst beim allerletzten Abschied, das wollte ich einfangen. Es ist quasi die charmanteste Art, dem Unvermeidlichen ins Auge zu blicken.

In Ihrem Buch verwenden Sie schwarzen Humor, um über Tod und Sterben zu sprechen. Warum gerade diese Herangehensweise?
Der Wiener lacht gerne über das, was er nicht ändern kann. Und was lässt sich weniger ändern als der Tod? Schwarzer Humor ist hier quasi das Schmiermittel, das die Zahnräder des Lebens – und des Sterbens – in Bewegung hält. Es ist eine Art, mit dem Unbehagen umzugehen, ohne sich dem Ernst des Themas zu entziehen.

Sie erwähnen im Buch die Tradition des „Sarg-Probeliegens“. Was hat es damit auf sich?
Ah, das Sarg-Probeliegen – eine wunderbare Wiener Absurdität! Der Gedanke dahinter ist natürlich, sich mit dem letzten Ort, an dem man liegen wird, schon mal anzufreunden. Es ist eine Mischung aus makabrer Neugierde und einer gehörigen Portion Galgenhumor. Warum sollte man nicht auch diese letzte „Wohnung“ einmal ausprobiert haben, wenn man schon so viel Wert auf die richtige Matratze legt?

Im Buch geht es auch um die sogenannte „Scheintotklingel“. Was genau ist das und gibt es sie wirklich?
Die Angst, lebendig begraben zu werden, war im 19. Jahrhundert weit verbreitet. Diese Klingel sollte im Fall der Fälle den Totengräber oder den Friedhofswärter alarmieren. Heute ist das natürlich eine Kuriosität, aber sie zeigt, wie nah die Angst vor dem Tod und der Wille zu überleben beieinander liegen.

Ist der „Sparsarg“ wirklich eine preiswerte Alternative oder steckt da mehr dahinter?
Der Sparsarg ist ein wunderbares Beispiel für den Wiener Pragmatismus. Sparsamkeit wird hier auch im Tod noch großgeschrieben. Ein günstiger Sarg war früher tatsächlich eine Alternative für die weniger Begüterten – aber natürlich ist der Gedanke, hier auch noch zu sparen, für viele von uns fast zu ironisch, um wahr zu sein. Und genau das macht es so herrlich absurd.

Der Wiener Zentralfriedhof feiert sein 150-jähriges Bestehen. Was macht diesen Ort so besonders?
Der Zentralfriedhof ist mehr als nur ein Friedhof. Er ist ein Spiegelbild der Stadt und ihrer Einwohner. Hier liegen nicht nur die Großen und Berühmten, sondern auch die, die das Alltagsleben geprägt haben. Es ist ein Ort, an dem man die Geschichte Wiens hautnah erleben kann – und das immer mit einem Augenzwinkern. Schließlich sagt man ja in Wien, dass es „nach dem Tod zum Zentralfriedhof geht – und dann in den Himmel, wenn überhaupt!“

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