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„Laurenzerberg“ – Ein Roman über Migration, Heimat und Fremdsein. Christoph Zielinski im Interview.

Laurenzerberg_3D Cover

Kaum jemand hat beim Thema Onkologie mehr Kompetenz als Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski. Dies schlägt sich in zahlreichen Fach-und Sachbuch-Veröffentlichungen nieder. Nun legt er seinen ersten Roman vor. Was ihn dazu inspiriert hat, wie er mit der literarischen Sprache umgeht und warum er Empathie wecken will…

Herr Professor Zielinski, Sie sind ein weltweit anerkannter Onkologe und Buchautor zahlreicher Fach- und Sachbücher. Was hat Sie dazu bewogen, einen Roman zu schreiben?
Geschichten haben mich immer fasziniert, besonders jene, die tief in menschliche Schicksale Einblick geben. Als Arzt begegne ich täglich Menschen, die mit existenziellen Herausforderungen konfrontiert sind. In Laurenzerberg wollte ich eine andere Art von Überlebenskampf schildern: die Suche nach Heimat, Identität und Zugehörigkeit.

Ihr Roman erzählt von jüdischen Emigranten, die im Österreich der 1960er-Jahre eine neue Heimat suchen. Ist diese Geschichte von realen Erlebnissen inspiriert?
Ja, sie basiert auf wahren Schicksalen – auch in meiner eigenen Familie. Ich bin Nachfahre von Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus einem totalitären Regime geflohen sind. Ihre Erfahrungen, ihr Ringen mit der Vergangenheit und der schwierige Neuanfang in einem oft feindseligen Umfeld haben mich geprägt und letztlich zu diesem Buch inspiriert.

Wie haben Sie den Übergang vom wissenschaftlichen Schreiben zur literarischen Sprache erlebt?
In der Medizin geht es um Fakten, in der Literatur um Emotionen. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten: Beide verlangen Präzision. Ich wollte einfühlsam, aber klar erzählen, ohne Pathos, aber mit Tiefe. Die größte Herausforderung war, dem inneren Erleben meiner Figuren gerecht zu werden.

In Laurenzerberg wird deutlich, wie schwierig es für Emigranten ist, sich in einer Gesellschaft zurechtzufinden, die ihre eigene Vergangenheit verdrängt. Glauben Sie, dass sich diese Problematik heute verändert hat?
Die Mechanismen der Fremdheit und Ausgrenzung haben sich nicht grundlegend verändert. Migration bleibt ein hochaktuelles Thema. Auch heute kämpfen viele Menschen mit Vorurteilen und dem Gefühl, nie ganz dazuzugehören. Ich wollte zeigen, was es bedeutet, sich zwischen zwei Welten zu bewegen – eine Geschichte, die universell gültig ist.

Welche Rolle spielt Wien in Ihrem Roman?
Wien ist mehr als nur der Schauplatz – es ist ein Spiegel der Geschichte. Die Stadt mit ihrer Vergangenheit, ihrer Kultur und ihren Widersprüchen beeinflusst die Figuren. Sie steht symbolisch für die Brüche und Verluste, aber auch für die Hoffnung auf ein neues Zuhause.

Gibt es eine Botschaft, die Sie mit Ihrem Buch vermitteln wollen?
Ich möchte zum Nachdenken anregen. Über Heimat, über Zugehörigkeit und darüber, wie wir als Gesellschaft mit jenen umgehen, die zu uns kommen. Es geht darum, Empathie zu wecken – für Menschen, die ihre Wurzeln hinter sich lassen mussten und in einer fremden Welt einen Neuanfang wagen.

Wird es weitere literarische Werke von Ihnen geben?
Schreiben ist für mich eine tiefgehende Erfahrung. Ich kann mir durchaus vorstellen, weitere Geschichten zu erzählen, wenn ich das Gefühl habe, dass es etwas zu sagen gibt. Aber jetzt freue ich mich erst einmal darauf, die Reaktionen auf Laurenzerberg zu erleben.

Wir danken herzlich für das Gespräch!

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