Beschreibung
Der Weg von der Demokratie zur Diktatur
Die Republik hatten 1919 fast alle begrüßt: Die Hoffnungen die neue Zeit waren groß. Aber bald wurden Arthur Schnitzlers Aufführungen von rechtem Mob gestürmt, Stefan Zweig ist antisemitischen Repressionen ausgesetzt und aus München kamen Meldungen, ein gewisser Adolf Hitler ziehe mit einer Schlägerbande durch die Stadt. Manche Autoren lavierten sich geschickt durch Weimarer Republik, Faschismus und NS-Zeit. Andere erkannten früh die Gefahr und konnten dennoch nichts anderes tun, als die Flucht zu ergreifen. Herbert Lackner begleitet Albert Einstein, Bertolt Brecht, Franz Werfel, Alma Mahler, Elias Canetti, Hugo von Hofmannsthal, Stefan Zweig, Oskar Kokoschka und viele andere durch die dramatischen Zwischenkriegsjahre.
Gertie Gold –
Wehret den Anfängen!
Dieses Buch ist eigentlich die Vorgeschichte zu „Die Flucht der Dichter und Denker“ in der Herbert Lackner den Exodus zahlreicher jüdischer Geistesgrößen aus Österreich beschreibt.
Hier beleuchtet der Journalist und Buchautor Herbert Lackner die Jahre von 1918-1938.
Beginnend mit dem kläglichen Verhalten von Ex-Kaiser Karl, der den provisorischen Staatschef Karl Renner in seinem letzten Domizil in Österreich, im Schloss Eckartsau, nicht empfängt, weil Renner sich nicht protokollarisch korrekt angemeldet hat, spannt er den Bogen bis zum Anschluss an Hitler-Deutschland.
Wir begegnen jenen Personen, deren Flucht im ersten Buch beschrieben ist. Zum Beispiel Alma Mahler-Werfel, die mit zwei jüdischen Ehemännern verheiratet und trotzdem eine glühende Antisemitin war. Ein Widerspruch, der schwer zu ertragen, aber dennoch häufiger vorgekommen ist, als man glaubt.
Herbert Lackner zeichnet ein präzises Bild der österreichischen Politik der Zwischenkriegszeit. Die übertriebene Furcht vor Kommunisten und Sozialisten, lässt die Nazis erst so richtig aufkommen. Dass sich weder die katholische noch die evangelische Kirche mit Ruhm bekleckert haben, lehrt die Geschichte.
Der Brand des Justizpalastes nach dem „Schandurteil von Schachendorf“, der folgende Bürgerkrieg, der Mord an Dollfuss – alles Mosaiksteine, die den Weg in den Austrofaschismus und in die Diktatur geebnet haben.
Interessant auch die Erwähnung Adolf Hitlers, der schon im Oktober 1920 einen dreistündigen Monolog über die „Judenfrage“ gehalten hat.
Den Titel finde ich sehr gut gewählt. Denn genauso wenig wie die Nacht plötzlich hereinbricht, so ist der Nationalsozialismus nicht vom Himmel gefallen. Lange Zeit hat man zugesehen, nichts dagegen unternommen, mit der Ideologie geliebäugelt bis es letztendlich zu spät war.
Wie immer, ist auch dieses Buch penibel recherchiert. Es bietet neben einer eindringlichen, präzisen Sprache auch jede Menge weiterführende Literatur, die zum Weiterlesen anregt.
Fazit:
Das Buch zeigt auf, dass es wichtig ist, sich für die Demokratie stark zu machen. Denn der Ungeist des Totalitarismus schleicht sich mit leisen Schritten (wieder) an. Ein absolut lesenswertes Buch, das wachrüttelt.