Ein bisserl schimpfen ein bisserl räsonieren

Leserbriefe anno dazumal. Die perfekte Melange aus Wiener Charme und Wiener Grant.

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Beschreibung

Pomeranzenschalen am Trottoir und andere Unsitten

Stefan Franke nimmt sich in seinem Buch „Ein bisserl schimpfen, ein bisserl räsonieren“ das vielgerühmte „goldene Wienerherz“ zur Brust und beweist: das typische Wiener Raunzen ist beileibe keine Erfindung der Gegenwart!

Auch schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts war man in Wien über gewisse Missstände so gar nicht erfreut und so ging die Leserschaft der „Wiener Hausfrau“ schon damals der – angeblichen – Lieblingsbeschäftigung der Wiener dem Motschkern nach und lies ordentlich „Dampf“ ab. Aber nicht kurz und prägnant, den das entspräche nicht der Wiener Art.

Man beschwerte sich über rauchende Herren auf der Tramway, ungezogene Kinder, verantwortungslose Eltern und natürlich besonders über das schlechte Personal …

Stefan Franke hat in seinem Buch zahlreiche Leserbriefe zu den unterschiedlichsten Themen gesammelt, so erbost sich z.B. eine „Jungens-Mama“ über die Darbietung im Kinder-Weihnachtstheater:

„… aber wie staunte ich, als im Raimundtheater im Stück „Wie Klein-Else das Christkind suchen ging“ Bruder Fritzchen sein rotes Zünglein herausstreckte sowie eine recht nette lange Nase hinter einer alten Base machte und sie „alte Schachtel“ benannte. Dass der kleine Schelm für uns Erwachsene damit ein ganz drolliges Bildchen abgab, will ich nicht bestreiten, aber dass diese Szene für die Kinder ebenso interessant war wie vielleicht zum Schluss die hübsche Weihnachtsszene, ist noch bestimmter … „

Oder eine andere Leserin über das Rauchen in der Öffentlichkeit:

„Ich möchte vorausschicken, dass ich keine ausgesprochene Gegnerin des Tabakrauchens bin, schon mit Rücksicht auf die gesamte Tabakindustrie. „Wenn du rauchst, so gehe in dein Kämmerlein“, möchte ich den Herren der Schöpfung zurufen. Leider sieht man es ja oft, dass draußen im Freien geraucht wird. Und immer haben die Männer einen allerdings nur ihnen plausiblen Grund dafür, dass sie uns die Luft verderben. Im Winter brauchen sie einen Nasenwärmer, und im Sommer wird die Trockenheit im Halse angeblich durch das Rauchen beseitigt. Ich lasse gern jeden nach seiner Fasson selig werden, solange ich dabei nicht selbst aus der Fasson gebracht werde. …“

Zusätzliche Informationen

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Details zum Buch

Erscheiungsdatum: 03/2023
Einband: Hardcover
160 Seiten
Abmessungen 13cm x 18,5cm
ISBN: 978-3-8000-7834-9

AUTOR:INNEN

Stefan Franke

Stefan Franke, geboren 1976, beschäftigt sich gerne mit historischen Zeitungen und ist mit seiner Lesereihe „Die Zeitungslesung“ vor Publikum und in den Sozialen Medien zu hören.
Trotz jahrelanger Arbeit in den Neuen Medien schlägt sein Herz am stärksten für das Eintauchen in eine Welt lange vor der Digitalisierung. Stefan Franke lebt in Wien.

PRESSESTIMMEN

Ein höchst vergnügliches Buch!

Die Presse | Hans Werner Scheidl

Presseinformationen

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Pressetext zur redaktionellen Verwendung

Ein Buch, das sich mit dem Schimpfen beschäftigt; mit dem Schimpfen über diverse beklagenswerte Zustände im Wiener Alltagsleben Anfang des 20. Jahrhunderts!
Neugierige Nachbarn, tuschelnde Konzertbesucher, mangelnde Sauberkeit in der Markthalle, ungezogene Kinder, modische Torheiten, den allgemeinen Sittenverfall etc. – kommen Ihnen diese Klagen bekannt vor?
Bereits anno dazumal war man über diese Missstände ganz und gar nicht erfreut.

Pomeranzenschalen am Trottoir und andere Unsitten
Die Zeitung „Wiener Hausfrau“ ließ ihre Leserschaft in der Rubrik „Klaghansl“ über ihre alltäglichen Ärgernisse Dampf ablassen.Eine Sammlung dieser Beiträge zeigt, dass sich die Wiener schon vor mehr als hundert Jahren äußerst gerne echauffierten. Anlass dafür gaben keine großen politischen oder sozialen Themen, sondern Alltägliches – so entsteht für die heutige Leserschaft ein einzigartiger und oft humorvoller Einblick in die damalige Zeit.

In diesem Buch wird nur „ein bisserl“ geschimpft; mit Betonung auf eben diese typisch österreichische Verkleinerungs- bzw. Verniedlichungsform. Der sprichwörtliche Rohrspatz wird also seinen unschönen Gesang nicht anstimmen und Sie werden daher auch keine Schimpfwörter oder gar derbe Flüche finden – in der „Wiener Hausfrau“ wurde mit Niveau und Stil geschimpft.

Ob so eine Beschwerderubrik etwas typisch Österreichisches, vielleicht sogar typisch Wienerisches ist? Gut möglich, denn der Wiener Bevölkerung wird immer wieder das übermäßige Granteln und Sudern sowie die präventive Ablehnung jedweder Veränderung vorgeworfen.In einem Punkt unterscheiden sich die Leserbriefe aus vergangenen Tagen aber von heute üblichen Kommentaren, die oft nur ein reines Dampfablassen sind: Viele der Autorinnen und Autoren schließen ihr Schreiben mit einer wohlmeinenden Bitte oder einem herzlichen Wunsch an die Allgemeinheit; man wolle etwas zum Besseren verändern und sich nicht nur den Zorn von der Seele schreiben. Oder um es mit den Worten der Verfasserin eines Beitrags zu sagen: „Erstens redet sich ein jeder gern Gift und Galle von der Seele und zweitens nutzt es am Ende doch etwas, wenn recht viele über eine und dieselbe Sache schimpfen.“

 

Kleine Auszüge aus dem Inhalt:

Warum drängst du, Unbekannter, mir deine Meinung auf?Ungemein störend muss es jeder empfinden, wenn er beim Lesen von Bibliotheksbüchern an Stellen kommt, an denen frühere Leser oder Leserinnen ihren Empfindungen und Gefühlen durch Anstreichen, Frage- oder Ausrufezeichen bereits Ausdruck gegeben haben. Überlasse doch jeder jedem sein eigenes Urteil und greife nicht störend in den Gedankengang anderer ein durch diese stummen und doch so beredten Zeichen dafür, dass der Betreffende sicher ein vorlauter, sich gern überhebender Mensch ist, da er ungefragt anderen seine Meinung aufdrängt.

Wenn der Mann allein ausgeht
Wenn der Mann sich angewöhnt, allein auszugehen, so ist das immer ein schlechtes Zeichen, und die Frau sollte alles aufbieten, dies zu verhindern, denn wenn ein lebenslustiger Mann erst einmal ausgeht, so findet er überall heitere Gesellschaft, und schließlich vermisst er seine Frau nicht nur nicht mehr, sondern wünscht ihre Begleitung gar nicht.

Unsere Dienstboten
Hochmut, Selbstsucht und Genusssucht, das sind die Haupteigenschaften, die nicht nur den größten Teil der Menschheit im Allgemeinen, sondern unsere dienende Klasse im Besonderen charakterisieren. In ihren Forderungen werden sie immer anspruchsvoller, in ihren Leistungen dagegen immer mittelmäßiger.

13 Bewertungen für Ein bisserl schimpfen ein bisserl räsonieren

  1. Moni

    Ein besserl schimpfen, ein bisserl räsonieren ist ein unterhaltsames Buch aus verschiedenen Leserbriefen aus den 20.Jahrhunderts, geschrieben von Stefan Franke.

    Stefan Franke hat lauter Leserbriefe genommen aus Wiener Hausfrau, diese erschien im 20. Jahrhundert.

    Der Autor hat die Leserbriefe schreibtechnisch an unseres Jahrhundert angepasst und dieses ist ihn sehr gut gelungen.

    Auch hat er diese in Kapitel unterteilt und somit eine breite Sammlung geschaffen von Briefen.

    Hier hätte ich mir aber noch etwas mehr Humor gewünscht.

    In diesem Buch wird geschimpft, lamitiert auf höchsten Niveau , ohne derbe Kraftausdrücke.

    Lohnenswert noch zu erwähnen ist die super Aufmachung vom Buch, es hat einen sehr festen Einband und wirkt etwas älter , des Weiteren besitzt dieses Buch einen wunderschönen farblichen Rand. Dies ist aber noch nicht alles, auch wenn man es aufschlägt ist es voller liebe ins De·tail gestaltet aber psst hier verrate ich nicht mehr 😉

    Kurzum ein Buch, was einen sehr gut unterhaltet aber nicht immer einen zum schmunzeln bringt.

    Bis auf diesen kleinen Punkt ist es ein fast perfektes Buch.

  2. nanu?!

    Dieses Buch beschäftigt sich mit dem Schimpfen.
    Anfang des 20. Jahrhunderts erschienen in der Zeitschrift “Wiener Hausfrau”, unter der Rubrik “Der Klaghansl”, Leserbriefe, die von den alltäglichen Ärgernissen des Alltags berichten.
    Die Beschwerden kamen aus der ganz normalen Bevölkerung und jedes Thema durfte angesprochen werden.
    Viele dieser Briefe fand ich ganz amüsant zu lesen, und oft handeln sie von Themen, die die Leute auch heute noch beklagenswert finden.
    Bei manchen Briefen blitzen auch die damaligen Lebensbedingungen durch. Wenn die Briefe von Dienstleuten geschrieben wurden, oder von Menschen, die über ihre Dienstboten herzogen.

    Aufgeteilt sind die Briefe in verschiedene Kategorien wie “Kleidung und Mode” oder “Mieten und Wohnen”, damit der Leser sich leichter zurechtfindet. Aber der Macher dieses Buches meinte auch, das Schimpfen eine komplexe Angelegenheit sei und in viele Lebensbereiche gleichzeitig hineinreiche. Die Leserbriefe seien nicht immer einfach nach Themen zu trennen.
    Außerdem weist er darauf hin, dass in der “Wiener Hausfrau” mit Niveau und Stil geschimpft wurde. Schimpfworte oder derbe Flüche seien in diesem Buch also nicht zu finden.

    Ansprechen möchte ich noch die tolle Aufmachung des Buches. Es gibt einen bunten Buchschnitt, wunderschönes Vorsatzpapier und ab und an kleine Illustrationen. Das Buch hat ein kleineres Format als üblich und ist gebunden. Eine wunderschöne Ausgabe!

  3. Uschi

    Manches ändert sich nie
    Ich war sehr neugierig auf das Buch. Gerne lese ich Geschichten aus der vergangenen Zeit, vorausgesetzt, sie sind gut recherchiert. Erstaunt war ich doch sehr, dass ich den Eindruck hatte, es habe sich seit damals nichts geändert. Unterschiedliche Personen haben Leserbriefe o.ä. geschrieben, in denen sie Missstände anprangerten, die auch heute noch aktuell sind. Damit hatte ich nicht gerechnet. Vor allem hatte ich geglaubt, dass die Leute damals andere Probleme hatten. Schade, dass ich nie meine Großmutter nach ihrer Kindheit ausgefragt hatte. Sie gab mir oft Erziehungsratschläge, die ich nie angewendet hätte, weil sie grausam waren. Nach dem Inhalt des Buches zu urteilen, waren die Kinder damals auch nicht besser erzogen als heute.

    Das Buch ist sehr gut aufgemacht und auf alt getrimmt. Es wirkt kostbar und ich habe jede Seite automatisch pfleglich behandelt. Die Briefe waren gut zu lesen. Ich hätte sie eher in der Mitte des letzten Jahrhunderts vermutet. Aber geschmunzelt habe ich allemal.

  4. Marsu

    Ein wunderbares Büchlein, kleinformatig und toll aufgemacht. Der Autor hat Leserbriefe aus der Wochenzeitung “Wiener Hausfrau” aus den Jahren 1909 bis 1915 zu diversen Themen zusammengestellt. Nach einer informativen Einleitung über die Zeitung und dieses Buch geht es auch schon direkt mit dem ersten Kapitel los. Und bei so manch einem Artikel denkt man sich, hm, das sieht heute noch genauso aus. Bei anderen wiederum merkt man, dass sich doch etwas geändert hat.

    In all diesen Briefen wird geschimpft und manch einer versucht zu belehren, aber immer mit Niveau und es sind hier keine unflätigen Pamphlete zu finden.

    Amüsiert habe ich gelesen, wie sich schon damals über zu breite Kinderwagen auf den Bürgersteigen beschwert wurde, über eine Gangrichtung auch auf dem Trottoir. Oder über die Theater- und Konzertbesucher, die einfach nicht den Mund halten können. Dieser Spezies begegnet man auch heute noch auf Veranstaltungen. Auf dem Markt solle man doch bitte nicht mit der Haarnadel in den Butterberg stechen, um ihn zu probieren und über die Kindererziehung sowie Mode wird auch diskutiert bzw. geschimpft.

    Ein tolles Zeitzeugnis. Eine Lektüre, die bildet und auch amüsiert und unterhält.

  5. Birgit Peitz

    “Rauchende Herren auf der Tramway, ungezogene Kinder, verantwortungslose Eltern, schlechtes Personal – kommen Ihnen diese Klagen bekannt vor? Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts war man über diese Missstände ganz und gar nicht erfreut. Die Zeitung „Wiener Hausfrau“ ließ ihre Leserschaft in der Rubrik „Klaghansl“ über ihre alltäglichen Ärgernisse Dampf ablassen. ” So steht es im Klappentext dieses sehr schön gestalteten, ca. 160 Seiten dicken gebundenen Buches.

    Über die dortige Sammlung der Leserbriefe der Wiener Bürger, die sich schon vor mehr als 100 Jahren über ihre Mitbürger echauffiert haben, habe ich mich sehr oft köstlich amüsiert und musste alle 2-3 Seiten schmunzeln. Manche Themen wie Mode, Hygiene, Essen und Trinken, Probleme mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sind einfach immer noch aktuell, manche wie z.B. mit dem Hauspersonal kennen wir heute meist gar nicht mehr. In den Leserbriefen finden sich alltägliche Gewohnheiten wie z.B. das Rauchen, das Trinken von Alkohol, das Verhalten von Verkäuferinnen usw. Es ist wirklich ein spannender und einzigartiger Einblick in die damalige Zeit.

    Die Leserbriefe sind in Kategorien wie z.B. Kleider und Mode, KInder und Jugendliche, Lärm und ähnliche Belästigungen und viele mehr unterteilt. Vielfach wurden zu den Meinungen und Beklagungen von den damaligen Wiener Hausfrauen auch Lösungsvorschläge unterbreitet. Es ist eine tolle, sehr vergnügliche Zeitreise in die Vergangenheit, in der man so einiges über den damaligen Zeitgeist, die Politik, die Gesellschaft, die Gepflogenheiten der Menschen erfahren kann. Einige Ausdrücke und Formulierungen sind heutzutage natürlich nicht mehr gebräuchlich, gerade dies macht den Charme dieser Sammlung aus. Man kann dieses Buch immer mal wieder in die Hand nehmen, durch die einzelnen Briefe stöbern und muss es nicht wie einen Roman Seite für Seite in einer bestimmten Reihenfolge lesen.

    Ich halte dieses Buch für sehr lesenswert für Menschen, die gerne einen Einblick in das Leben von vor 100 Jahren, den damaligen Zeitgeist bekommen möchten und die sich einfach mal amüsieren möchten. Auch als Geschenk sehr geeignet.

  6. Glückliche

    Altmodisch oder topaktuell? Leserbriefe als Zeitzeugen

    Was für ein wunderschönes Buch! Ein toller Einband, Farbschnitt, ein älter erscheinendes Cover – alles wirkt sehr edel und wertig. Es strahlt insgesamt eine Gediegenheit, eine Klasse für sich, aus. Schon das Buch in den Händen zu halten und darin zu blättern bringen haptischen und optischen Genuss.

    In ihm vereint sind Leserbriefe aus dem Wien zu Anfang des 20 Jahrhunderts, die in der Zeitschrift „Wiener Hausfrau“ veröffentlicht wurden.

    Die Beiträge sind thematisch geordnet, wobei die Kapitel das gesamte öffentliche und familiäre Leben umfassen. So geht es beispielsweise um Sauberkeit und Hygiene, Kleidung und Mode oder Kaffeehäuser und Restaurants.

    Die Verfasser der jeweils nicht allzu langen Beiträge beklagen Missstände, die es ihrer Meinung nach nicht geben sollte. Dies geschieht in einer sehr kultivierten und höflichen Art. Im Anschluss wird der Idealzustand formuliert und oft auch ein Weg aufgezeigt, wie dieser erreicht werden kann.

    Liest man die Beiträge, muss man unweigerlich schmunzeln. Auf was so alles geachtet wurde, was da alles beanstandet wurde. Natürlich ist die Ausdrucksweise zum Teil veraltet, viele Kritiken könnten aber auch aus der heutigen Zeit stammen und sind aktuell wie damals. Nur lässt heute die Qualität und Höflichkeit oft zu wünschen übrig.

    Ich habe die Leserbriefe als ein Zeitzeugnis betrachtet und oft Vergleiche zu heute angestellt. Was die Gleichberechtigung der Frau betrifft, sind wir wirklich vorangekommen.

    Die Betrachtungen haben mich insgesamt sehr gut unterhalten. Das Buch ist auch wunderbar als Geschenk geeignet.

    Ich gebe eine überzeugte Leseempfehlung ab.

  7. Kleine-Mami

    Spannender Einblick in das Leben der Wiener Bevölkerung zu Beginn des 20. Jahrhunderts
    Da ich in Zeitschriften und Tagblättern selbst gern die Leserseite „studiere“ und mich die unterschiedlichen Sichtweisen der Menschen zu aktuellen Themen sehr interessieren, war es für mich eine große Freude, dieses besondere Buch lesen zu dürfen.

    Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um eine ausgewählte Sammlung von Leserbriefen aus dem beginnenden 20. Jahrhundert, die allesamt in der Wochenzeitung „Wiener Hausfrau“, einer Art Illustrierten mit praktischen Tipps für Küche und Haushalt, aktuellen Trends zu Mode und Einrichtung, Inseraten, ärztlichen Ratgeber, Rätseln und Fortsetzungsroman, abgedruckt waren. Die in Wien gedruckte und hauptsächlich für die bürgerliche Leserschaft herausgebrachte Zeitung hatte ebenso eine Rubrik namens „Der Klaghansl“, eine Seite vom Leser für den Leser. Hier konnte man nach Lust und Laune „Dampf ablassen“, denn Gründe zum Aufregen gab es auch damals schon genug: lärmende Kinder im Treppenhaus, der Wunsch nach mehr Papierkörben in der Stadt, die Sauberkeit in der Eisenbahn, das Verhalten der Dienstboten, der Modegeschmack der jungen Damen oder die Zahnbürstenbenutzung der „unteren Volksschicht“ – um nur einige zu nennen.

    Alle Leserbriefe sind in höflich-respektvollem Ton verfasst und üben konstruktive Kritik. Viele der Probleme und Sorgen der Menschen von damals gibt es auch heute noch und man findet sich des Öfteren in den Beiträgen wieder. Toll fand ich, dass so manches Mal „beide Seiten“ zu Wort kamen und man so einen umfassenden Einblick in die Problematik bekam. Natürlich klaffte auch die Schere zwischen „arm“ und „reich“ weit auseinander und es war oftmals erschreckend, welche Zustände damals herrschten. Da ist zum einen die „feine Gesellschaft“ mit ihren mit Vogelfedern geschmückten, ausladenden Hüten, die in den Kaffeehäusern sitzen und sich Sachertorte sowie einen Kaffee mit doppelt Schlagobers gönnen, während sich die Kinder der „Unterschicht“ die Nasen an den Schaufenstern platt drückten. Da sind die Frauen, die in vielerlei Hinsicht weit unter den Männern stehen und dies immer wieder deutlich zu spüren bekommen. Da sind sowohl die Dienstboten, die mittels Leserbrief ihr Leid klagen, als auch die „Dame des Hauses“, die sich über das Verhalten ihres Dienstmädchens aufregt…

    Vieles, was für uns heute selbstverständlich ist, war damals Luxus oder aber noch gar nicht präsent, so dass man beim Lesen durchaus Demut empfindet und dankbar ist, dass sich so einige „Unsitten“ geändert haben, allen voran die Stellung der Frau in der Gesellschaft.

    Für das Werk „Ein bisserl schimpfen, ein bisserl räsonieren – Leserbriefe von anno dazumal“ möchte ich meine absolute Leseempfehlung aussprechen. Es liest sich wunderbar flüssig, lässt den Leser oft schmunzeln, regt aber genauso oft zum Nachdenken an.

    Sowohl die äußere als auch die innere Gestaltung sind fantastisch und erwecken den Eindruck eines „alten Schmökers“. Besonders der wunderbare Farbschnitt ist anzumerken. Dieses Buch ist ein Highlight in jedem Bücherregal und für Fans der österreichischen Hauptstadt ein Muss!

  8. HB

    In „Ein bisserl schimpfen, ein bisserl räsonieren“ hat Stefan Franke eine Auswahl an Lese/Beschwerdebriefen von 1909-1915 aus einer österreichischen Zeitung, der „Wiener Hausfrau“, zusammengestellt. Die Briefe sind in 11 thematische Kategorien eingeteilt und zeichnen sich allesamt durch eine sehr höfliche Form des Beschwerens aus. Im Mittelpunkt stehen oftmals Aspekte, die auch heute immer wieder Konflikte aufkommen lassen, von der mangelhaften Hygiene anderer Personen, fehlerzogenen Kindern (und Ehemännern), Mode bis hin zu öffentlichen Verkehrsmitteln.

    Manche Klagen könnten der Gegenwart entstammen, andere hingegen offenbaren Missstände des historischen Alltags, die wir glücklicherweise hinter uns gelassen haben. Der eine oder andere Leserbrief sprüht geradezu vor Tatendrang, nicht selten werden konstruktive Vorschläge vorgestellt und argumentiert, wie ich es in heutigen Leserbriefen vermisse.

    Mit Farbschnitt, geringer Größe, festem Einband und den kurzen Lese-Etappen ist das Buch ein hübscher und amüsanter Reisegefährte.

    Alles in allem eine sehr kurzweilige Lektüre, perfekt zum Lesen „zwischendurch“ und durch die schöne Optik sicher auch ein gutes Geschenk.

  9. Michaela Lämmerhirt

    In einem Journalistenhaushalt aufgewachsen und mittlerweile mit einem Redaktionsleiter verheiratet, komme ich fast täglich mit Briefen bewegter, aufgebrachter oder erfreuter Leser in Berührung.

    Das Werk von Stefan Franke gibt einen authentischen Einblick, was den Leser anno dazumal umtrieb.

    Die Themen haben nichts an Aktualität oder Brisanz verloren, was jedoch verloren gegangen scheint, ist die Fähigkeit zum Diskurs auf Augenhöhe und der respektvolle Ton im Streitfall.

    Anno dazumal war eben doch nicht alles schlecht.

  10. SimoneF

    Originell und amüsant

    Stefan Franke hat in seinem Buch “Ein bisserl schimpfen, ein bisserl räsonieren” Leserbriefe aus der Rubrik “Klaghansl” der Zeitung “Wiener Hausfrau” zwischen 1909 und 1915 zusammengetragen und in 11 Rubriken von “Hygiene und Sauberkeit” über “Dienstpersonal und Haushaltshilfen” bis zu “Kaffeehäuser und Restaurants” unterteilt.

    Ob Klagen über den Sittenverfall der Jugend, verunreinigte öffentliche Verkehrsmittel, Müll auf der Straße, knisternde Konfektverpackungen im Theater oder Klavierspielen in der Mittagszeit – schnell wird klar, dass sich an vielen grundlegenden Themen, die Anlaß zur Beschwerde geben, in den letzten 100 Jahren wenig geändert hat. Im Gegensatz zu heute ist der Tonfall in den Leserbriefen, die hier ausgewählt wurden, jedoch deutlich gemäßigter und durchweg höflich, und vielfach wird mit einer Prise Humor und gehobener Ausdrucksweise auf die Missstände hingewiesen.

    Dieses Buch hat mich auf sehr unterhaltsame und teilweise skurrile Weise in die Zeit meiner Urgroßeltern zurückversetzt, und ich musste bei der Lektüre sehr oft schmunzeln. Ganz nebenbei habe ich nicht nur viele Wiener Vokabeln, sondern auch noch einiges über den Alltag in der damaligen Zeit gelernt.

    Aufgrund der liebevollen Gestaltung des Büchleins eignet sich dieses auch ganz hervorragend als Geschenk.

  11. Test-LR

    Höfliche Beschwerden

    Gestaltung:
    —————
    Das Buch ist ein Schmuckstück! Auf dem Cover die alte Schreibmaschine und dann dieser wunderhübsche Farbschnitt mit altertümlichem Muster. Durch die Größe (kleiner als DIN A5) ist es optimal zum Mitnehmen und zwischendurch Lesen.
    Auch der Innenteil ist sehr schön gestaltet. Die Namen der Kategorien sind in einer altmodisch wirkenden Schrift gedruckt und zwischen den Kapiteln sind kleine Schwarz-Weiß-Illustrationen passend zu den Überschriften. Einfach klasse!

    Mein Eindruck:
    —————
    Stefan Franke liebt alte Zeitungen und in diesem Büchlein hat er das Best-of der Leserbriefe der Wochenzeitung “Wiener Hausfrau” zusammengestellt. Erschienen sind sie in der Zeit zwischen 1909 bis 1915 in der Rubrik “Der Klaghansl”. Wie der Name der Kolumne verrät, handelt es sich um Beschwerdebriefe, allerdings so höflich und “räsonierend” geschrieben, dass es eine Freude ist, sie zu lesen.
    Eingeteilt in Kategorien zum Straßenverkehr, Hygiene, Lärm, Kinder, Beziehungen, Dienstpersonal, Ernährung, Mode, Lokalitäten, Wohnungssituation und Diverses erhält der Leser so einen Einblick in das Alltagsleben vor gut 100 Jahren.

    Dabei fällt auf, dass sich einige Dinge scheinbar nie ändern oder nur in etwas modernerer Form heutzutage wieder auftauchen. Über Unrat auf der Straße, lärmende Kinder, mangelnden Respekt von Dienstpersonal oder von Kindern sowie über durch knisternden Bonbontüten oder Geschwätz störende Theaterbesucher wurde sich immer schon aufgeregt. Dagegen kann man beobachten, dass sich glücklicherweise die Rolle der Frau in der Gesellschaft doch um einiges geändert hat. Diese und noch viel mehr Beispiele findet man in diesem Buch.

    Im Vergleich zu heute bedient sich der schimpfende Wiener allerdings einer sehr höflichen Sprache und schließt sein “Schreiben mit einer wohlmeinenden Bitte oder einem herzlichen Wunsch an die Allgemeinheit” (S. 9) ab. Denn letztendlich steht nicht das Anprangern im Vordergrund, sondern der damit verbundene Wunsch nach Verbesserung der Situation.
    Da könnte man sich heute eine gute Scheibe von abschneiden!
    Als Nicht-Österreicherin habe ich einige Begriffe nachschlagen müssen, aber gerade das war für mich auch der Reiz des Buches: Die österreichische Sprache hat ihren besonderen Charme und auf diese Weise habe ich mein Sprachwissen erweitert.

    In der Einleitung und am Schluss berichtet Herr Franke noch kurz über die Zeitungsgeschichte der “Wiener Hausfrau” und ordnet die Briefe in ihren historischen Kontext ein. Das hat das Buch für mich rund gemacht.

    Fazit:
    —————
    Wiener Leserbriefe zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus dem Bürgertum: Höflich, amüsant und aufschlussreich!

  12. Jonas

    Stilvolles Meckern

    Über was hatten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts LeserInnen der Zeitschrift „Wiener Hausfrau“ aufzuregen? Zu wenige offene Schalter bei der Post, knisternde Tüten im Theater, Vogelfedern auf ausladenden Damenhüten. Jedenfalls über eine große Bandbreite in 11 Kapiteln zusammengefasst, wie z. B. ‚Hygiene und Sauberkeit‘ oder ‚Kinder und Jugendliche‘.

    Die Wortwahl lässt bei den meisten Beiträgen auf ein höheres Bildungsniveau schließen. Und es wird sich nicht im Ton vergriffen. Das Kind beim Namen zu nennen, aber trotzdem sachlich und höflich zu bleiben, davon könnten sich viele heutige Internetkommentatoren eine dicke Scheibe abschneiden.

    Immer wieder überraschend, dass sich die Inhalte durch den Fortschritt zwar geändert haben, aber die Grundthemen ziemlich gleich geblieben sind. So findet auf der einen Seite zwar eine kleine Zeitreise statt, auf der anderen Seite aber eine hochaktuelle Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Sichtweisen auf Unarten, die auch heute noch Bedeutung haben.

    Und die Beiträge sind überraschend unterhaltsam und oft mit einer feinen Ironie gewürzt.

    Sie wurden von Stefan Franke gut aufbereitet und wundervoll „in Szene gesetzt“ vom Ueberreuter Verlag. Einige typische österreichische Begriffe machen den zusätzlichen Charme aus.

    Und auch das Buch selbst fühlt sich haptisch gut an. Außerdem ist es einfach wunderschön.

    Fazit: Köstliches Lesevergnügen. Auch wunderbar als Bettlektüre geeignet. Ein schönes Geschenk darüber hinaus.

  13. Chris

    Ich habe dieses wunderschöne Buch als Rezensionsexemplar bekommen und war bereits beim Auspacken begeistert.

    Es hat ein Hartcover mit einer leichten Prägung und wirkt, vor allem auf der Rückseite, ledrig.

    Die Seiten sind im Buch selbst edel und schlicht gehalten – aber außen sind sie farbenfroh und laden zum Aufschlagen und Lesen ein.

    Über den Inhalt möchte ich nur sagen dass es ein tolles Vergnügen ist ihn zu lesen.

    Ich glaub ich hatte fast durchgängig ein Lächeln im Gesicht – auch wenn ich überrascht bin, wie höflich Beschwerden ausfallen können.

    Vielen Dank für dieses tolle Buch mit vielen kleinen feinen und schmunzelnden Einblicken anno dazumal.

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