Autorin Astrid Aschenbrenner im Gespräch über die positive Wirkung von Gesichtern, welchen Vorteil ein Buch gegenüber dem Smartphone hat warum sie so offen über Mentale Gesundheit spricht…
Was war die Motivation, dieses Buch zu machen?
Die Motivation war im Ursprung wohl nicht ganz uneigennützig. Da ich selbst mit depressiven Episoden und Schlafstörungen zu kämpfen hatte und gemerkt habe, wie positiv sich ein kleines, aber feines Abendritual auf meinen Schlaf auswirken kann, habe ich begonnen auf meinem Instagram-Kanal täglich positive und ermutigende Worte, die ich als „Betthupferl“ bezeichnet habe, zu teilen. Das kam bei meiner Community wirklich gut an und hat mich schließlich dazu bewegt, das Ganze in ein Buch zu packen, denn wie wir alle wissen, sollten wir vor dem Schlafengehen nicht unbedingt zu unserem Smartphone greifen, da sich das negativ auf unsere Melatonin-Produktion auswirkt.
Auch wenn man „Wienerkind“ schon auf Instagram folgt, was macht das Buch so besonders und warum soll man es kaufen?
Soziale Medien und mentale Gesundheit, wie geht das zusammen? Diese Frage bekomme ich, berechtigterweise oft genug gestellt. Für viele Menschen ist Social Media nicht unbedingt der passende Ort, um sich mit seiner mentalen Gesundheit auseinander zu setzen und das kann ich gut verstehen, denn man muss wirklich ein gefestigtes Selbstbewusstsein haben und seine Grenzen kennen, um dort nicht in einen negativen Strudel zu geraten und sich zu vergleichen. Deshalb rufe ich auf meinem Kanal wienerkind auch oft genug dazu auf, das Handy weg zu legen, Pause zu machen und Abstand zu nehmen. Und das geht mit einem Buch nun mal am allerbesten. Die Gute-Nacht-Gedanken müssen nicht zwingenderweise abends konsumiert werden, viele meiner Leser:innen haben mir erzählt, dass sie ihren Tag damit starten oder auch tagsüber zwischendurch mal reinblättern, wenn sie das Gefühl haben, sie können das gerade brauchen. Und genauso war das Buch auch konzipiert. Es soll dir Mut oder positive Gedanken schenken, dir dabei helfen manches vielleicht neu zu denken oder sanfter zu dir zu sein. Ich persönlich brauche das meistens abends, weil ich da am emotionalsten bin. Aber du bestimmst, wie und wann du dir diese kleinen Betthupferl zu Gemüte führst.
Gibt es ein Lieblingsmotiv und warum?
Wie man vielleicht unschwer erkennen kann, liebe ich alles, was ein Gesicht hat. Mich machen Lebewesen einfach glücklich, daher kanns schon mal passieren, dass auch ein Blumentopf in meinem Buch ein Gesicht verpasst bekommt. Um meinen Leser:innen ein positives Gefühl vermitteln zu können, habe ich mich dazu entschieden immer wieder lächelnde Gesichter einzubauen.
Warum hast du dich dazu entschieden öffentlich über deine psychische Gesundheit zu sprechen?
Als ich selbst tief in meinem Burnout gesteckt bin, war ich Mitte 20 und hab mich wie eine Versagerin gefühlt. Meine Gedanken haben sich hauptsächlich darum gekreist, dass ich viel zu jung und zu wenig Stress ausgesetzt sei, um auszubrennen. Heute weiß ich, dass das vor allem daran lag, dass die Diagnose Burnout in erster Linie mit Top Manager:innen in Verbindung gebracht wurde und ich in den Medien, geschweige denn auf Social Media, nie von jungen ausgebrannten oder psychisch kranken Menschen gelesen habe. Zur Psychotherapie zu gehen war für mich so logisch wie ein Zahnarztbesuch. Ich habe eine Krankheit, also muss ich sie behandeln. Wenn ich mir den Arm breche, bleibe ich auch nicht zuhause sitzen in der Hoffnung, dass er von selbst wieder irgendwie zusammenheilt und anschließend wieder so funktionsfähig ist, wie vor dem Bruch. Die Reaktionen aus meiner Community haben mich nachdenklich gestimmt, denn die meisten waren sehr überrascht, dass ich so offen darüber spreche, aber durchaus dankbar und es entstand ein wahnsinnig großer Drang nach Austausch. Somit habe ich beschlossen, mich in meiner Arbeit auf Social Media nicht nur der Nachhaltigkeit, sondern auch der mentalen Gesundheit zu widmen.